Treibhausgasbilanz sieht größte Einsparungen im Bereich der privaten Wohngebäude

In den Jahren 2010 bis 2018 sind die Treibhausgas (THG)-Emissionen im Kreisgebiet um 10,4 Prozent gesunken, so das Ergebnis der ersten Treibhausgasbilanz des Landkreises Gießen. Die Bilanzierung berücksichtigt alle im Kreisgebiet ausgestoßenen THG-Emissionen. Die zugrunde liegenden Daten, beispielsweise der Netzbetreiber, werden mit einer zeitlichen Verzögerung von circa zwei Jahren geliefert.

„Ein Rückgang der THG-Emissionen von über zehn Prozent in acht Jahren ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass im gleichen Zeitraum die Bevölkerung des Kreises um etwa fünf Prozent gewachsen ist“, sagt Landrätin Anita Schneider. „Die größten Einsparungen konnten dabei im Bereich der privaten Wohngebäude realisiert werden (-18,9 Prozent), aber auch Industrie und Handel konnten Einsparungen erzielen (-14,5 Prozent).“
Ebenfalls erfreulich sei der Vergleich zwischen den Kennzahlen des Landkreises Gießen mit denen des deutschlandweiten Durchschnitts. So verbrauchen die Einwohner*innen im Landkreis 19 Prozent weniger Energie als der Bundesdurchschnitt. Auch die THG-Emissionen pro Kopf sind mit rund 8 Tonnen um 1,8 Tonnen geringer als der Bundesschnitt.
Die Menge an im Landkreis Gießen produziertem Strom aus erneuerbaren Energien ist zwischen 2010 und 2018 um 144,5 Prozent gestiegen. Der Strom wird vor Ort produziert und Menschen profitieren vor Ort von der Produktion. Dies zeige, wie sehr Klimaschutz auch regionale Wertschöpfung schaffe.
„Darüber hinaus sehen wir die Themen der Zukunft in dem Ausbau von Energieeffizienz sowie Energieeinsparungen“, erläutert Landrätin Schneider. Derzeit initiiert der Landkreis Gießen zum Beispiel ein interkommunales Projekt zur Quartierssanierung. Dabei wird untersucht, wie in Quartieren die Gebäudesanierungen stattfinden, der Energieverbrauch reduziert, Autofahrten vermieden und soziales Miteinander verbessert werden kann. Zudem sehe man in dem Thema Mobilität einen entscheidenden Faktor, dem man mit der Stärkung des ÖPNV und der Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken begegnen wolle.
„Die Treibhausgasbilanz bestätigt, dass wir dank der kontinuierlichen Klimaschutzarbeit des Kreises und vieler Kreiskommunen auf dem richtigen Weg sind“, sagt die Landrätin. „Dafür gilt der Dank auch unseren regionalen Partner*innen im Kreis. Initiativen, wie das Energieberatungsnetzwerk, aber auch die vielen engagierten Bürger*innen, die ehrenamtlich im Klimaschutz aktiv sind, haben an diesem Erfolg einen wichtigen Anteil. “
Die Treibhausgasbilanz des Landkreises Gießen umfasst innerhalb der Landkreisgrenzen die THG-Emissionen des motorisierten Verkehrs sowie weiterer anfallender Verbräuche wie Strom- und Gasverbrauch. Zur Datenbeschaffung und -eingabe gibt es ein abgestimmtes Vorgehen in Mittelhessen auf Initiative und unter Beteiligung des Regierungspräsidiums Gießen. Das abgestimmte Vorgehen ermöglicht eine hohe Validität und Vergleichbarkeit der Bilanzierungen. Abgefragt werden etwa der Strom- und Gasverbrauch bei den Netzbetreibern, die Anzahl der Feuerungsanlagen bei den Bezirksschornsteinfegermeistern, die Verkehrsleistung des ÖPNV bei RMV, VGO, SWG und RNV, die Verkehrsdaten des Schienenverkehrs bei der Deutschen Bahn sowie die Verkehrsdaten des Straßenverkehrs beim Umweltbundesamt.

Treibhausgasbilanz des Landkreises Gießen der Jahre 2010 bis 2018

Ausbau erneuerbaren Energien